Positive Zwischenbilanz des Studiengangs „Druck- und Medientechnik“
Es funktioniert. Und zwar technisch und organisatorisch nahezu reibungslos. Wenn die Nachrichten über den Online-Unterricht an Schulen, Weiterbildungsinstituten und Hochschulen aktuell nicht selten die Probleme in den Vordergrund rücken, meldet der Studiengang „Druck- und Medientechnik“ an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München: „Die erzwungene Konzentration auf Online-Lehre, die Präsenzveranstaltungen nicht gänzlich ersetzen wird, hat auch viele Vorteile für die gesamte Druckbranche. U.a. werden die Studierenden nachhaltig in der Nutzung digitaler Werkzeuge und der damit verbundenen Arbeits- und interaktiven Organisationsprozesse ausgebildet“, so Professor Dr.-Ing. Martin Delp.
Wie Professor Delp, der im Masterstudiengang „Printmedien, Technologie und Management“ für das 4. und 6. Semester das Modul „Prozesse“ betreut, unterstreichen auch Professor Dr. Ulrich Moosheimer (Funktions- und Verpackungsdruck), Professor Claudia Fillmann (Medienkonzeption) sowie Professor Dr. Andreas Berchtold als Dekan der Fakultät 05 die hohe Motivation und Professionalität der Studierenden, die insbesondere die Herausforderungen „Selbstorganisation und Selbstdisziplin in dieser besonderen Situation meistern“. Eine überraschende Beobachtung aller Professoren: Teilweise schaffen die digitalen Werkzeuge mehr „Nähe“ und eine direktere Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden – und tragen so zu einer sehr guten Arbeitsatmosphäre bei.
Allerdings profitiert der Studiengang gerade in den fortgeschrittenen Semestern laut Professor Delp von zwei Besonderheiten: Druck- und Medientechnik ist ein „relativ kleiner Studiengang, außerdem kenne man sich häufig bereits aus früheren Semestern und könne „mit jedem Namen ein Gesicht und eine Persönlichkeit verbinden“.
Fokus Technik: Rahmenbedingungen der Hochschule und Umsetzung im Studiengang
Professor Delp: „Dass unsere Online-Lehre funktioniert, basiert zuallererst auf dem Fundament unserer Hochschule, auf dem die Grundstruktur bereitgestellt wird“ – u.a. mit dem „Electronic Learning Center“ und einem Projekt für zukunftsweisende und damit auch digitale Lehre. Man besitze vor Ort eine leistungsfähige IT-Abteilung, entsprechendes Fachwissen, ein „Learning Content Management System“ sowie eine moderne technische Ausstattung, die zum Beispiel Videostreaming und Videobearbeitung denkbar einfach mache.
Innerhalb dieser Infrastruktur werden die Veranstaltungen von den Professoren selbstständig realisiert, ebenso wie sie die Wahl zwischen verschiedenen Systemen haben. Von Zoom über Skype und MS Teams bis zu Webex und Facetime – laut Professor Delp biete jedes System Vor- und Nachteile, entscheidende Kriterien seien dabei technische Zuverlässigkeit, intuitive Bedienung, Qualität von Audio und Video, Datenschutz und nach Bedarf die nötigen Sonderfunktionen (Arbeitsgruppen, Umfragen, Zutrittskontrolle).
Die Auswahl der „richtigen“ Tools und die Zusammenstellung einer digitalen „Lernumgebung“ sei eine besondere Herausforderung gewesen: „Für unsere Studierenden mussten bzw. müssen neben der Online-Vorlesung und Webkonferenzen für Video und Audio auch möglichst komfortabel Dokumente, Links, Aufzeichnungen der Webinare; Rundschreiben und Umfragetools zur Verfügung gestellt werden. Sehr wichtig ist es auch, einen Chat, das interaktive Teamplay und die schriftliche Zusammenarbeit zu ermöglichen.“
Natürlich bedeutet die völlige Umstellung auf die Online-Lehre für die Dozenten mit Blick auf zusätzliche, neue Aufgaben und einem dicken Plus an Abstimmungsbedarf einen höheren Aufwand. Und natürlich gibt es immer wieder einmal Sand im Getriebe von Technik, Infrastruktur und Interaktion. Aber, so die vier Professoren unisono: „Online funktioniert sehr gut, ist manchmal sogar intensiver, spart Zeit durch reduzierte Wegezeiten und macht vor allem auch Spaß.“
Kein Zweifel besteht aber auch daran: Auf Dauer ist der persönliche Kontakt als Basis der Online-Lehre und zur Vertiefung unerlässlich.
Blick in die Zukunft
Kaum eine andere Branche ist dem permanenten Wandel so unterworfen wie die Druck- und Medientechnik. Dem tragen der Studienplan und die Inhalte der einzelnen Vorlesungen, Seminare und Projekte in Zeiten der Corona-Krise nochmals besonders Rechnung. Während z.B. Professor Delp sich mit seinen Studierenden den „Projects in Digital Business“ widmet, setzt Professor Fillmann auf nachhaltige Medienkonzeption und hier auf Studienarbeiten zu nachhaltigen Start-Ups und Post-Corona Geschäftsmodellen.
Fantasie und Kreativität sind in besonderer Weise gefragt bei Professor Moosheimer, wo die Studierenden bisher vor allem ganz praktisch in der Druckwerkstatt arbeiten mussten: „Wir planen, die Materialien an der Hochschule zu drucken und an die Studierenden senden, so dass sie ihre Entwürfe zuhause zusammenbauen können. Damit sie bei der Produktion dabei sind, wollen wir den Siebdruck für die Studierenden streamen. Optimistisch sehen es die engagierten Labormitarbeiter, dass sie den Umbau schaffen, um drei Studierende gleichzeitig die Pick & Place-Anlage und den Laserschneider zuhause aus steuern können lassen. Sie überwachen die Anlagen im Lifestream. Meine Aufgabe bleibt dann nur das Material einzulegen und wieder herausnehme.“
Erfahrungen und Sicht der Studierenden: „Online-Profis“ am Ende des Semesters
Es funktioniert. Bestätigt wird das positive Zwischen-Resümee der Dozenten auch von Studierenden, für die „vereinzelte Verbindungsprobleme und manche Missverständnisse bei Absprachen zu Beginn der Veranstaltungen“ nichts daran ändern, dass sie z.B. ihren Masterstudiengang nahtlos und ohne inhaltliche Einschränkungen fortsetzen können. Dies sei vor allem auch den Professoren zu verdanken, die „innerhalb von Rekordzeit ihr Vorlesungskonzept von offline nach online verschoben haben“ (Svenja Zösmair), „dankbar für Vorschläge sind“ (Verena Reichert) und „unsere Verbesserungsvorschläge aufnehmen“ (Anna-Sarah Weigel) – und sich schnell „eine gewisse Routine eingestellt hat“ (Katharina Kohlmann).
Überhaupt sei der Kontakt zu den Professoren, aber auch zu den Mitstudierenden zuweilen sogar besser als vorher und „sehe man einfach verstärkt aufeinander“.
Abgesehen davon, „dass wir nach diesem Semester richtige Online-Profis sein werden“ (Zösmair) und gerade dieTeamarbeit hervorragend funktioniere, sind sich alle Studierenden ebenfalls einig: Die soziale Komponente des Präsenzstudiums fehlt und ist digital nicht zu ersetzen.