Immer die richtige Verbindung. Anfang März 2022 werden die KVT-Fastening GmbH und die BRUMA Schraub- und Drehtechnik GmbH und die Bossard Deutschland GmbH unter dem Namen Bossard Deutschland GmbH firmieren. Durch den Zusammenschluss bündeln sie das Produkt- und Leistungsportfolio dreier Unternehmen mit Kompetenzen in der Verbindungs- und Montagetechnik, der Beratung und Logistiklösungen.
„Bossard“ deshalb, weil das Ergebnis der Fusion, wie schon die drei Einzelfirmen, zur internationalen Bossard Unternehmensgruppe mit Stammsitz in Zug/Schweiz gehören. Über Hintergründe und Ziele der Fusion geben die beiden Geschäftsführer Florian Beer und Dr. Frank Hilgers im Interview Auskunft.
Sehr geehrte Herren Beer und Dr. Hilgers, eine zentrale Frage zuerst: Welchen Nutzen bringt die Fusion Ihren Kunden?
Florian Beer: Ich finde, der Satz „Das Ganze ist mehr als die Summe ihrer Teile“ trifft hier den Kern. Unsere Kunden erhalten aus einer Hand das Leistungsportfolio und die jeweils spezifische Qualität von drei anerkannten Unternehmen in der Verbindungs- und Montagetechnik.
Das heißt konkret, dass unsere Kunden nicht nur aus einem zuverlässig lieferfähigen (!!) Produktportfolio mit weit mehr als 140.000 Artikel von über 150 Qualitätsbrands auswählen können, sondern wir ihnen mit unseren diversen Engineering Services bei allen Fragen und Herausforderungen zur Befestigungs- und Verbindungstechnik unterstützen
Dr. Frank Hilgers: Tatsächlich findet mit der Fusion das Beste aus drei Geschäftsmodelle zusammen. Von Design über Produktion bis Modifikationen und Neuentwicklungen – durch unsere gebündelten Kompetenzen dürfen sich unsere Kunden sicher sein, sowohl die technischen Anforderungen an die Verbindungstechnik bestmöglich zu lösen als auch die Gesamtkosten („Total Cost of Ownership“) deutlich zu reduzieren.
Florian Beer: Gerade letzteres ist ein Aspekt, dessen Potenzial vielen Kunden noch nicht bewusst ist. Die Zusammensetzung der Gesamtkosten an der Verbindungstechnik kann man sich wie einen „Eisberg“ vorstellen, bei dem 85 Prozent Kosten an und durch die gewählte Verbindungstechnik nicht sichtbar sind und ungeheure Einsparmöglichkeiten bieten.
Aus 3 wird 1: Wie genau werden Sie diese geballte Kompetenz dreier Firmen organisieren?
Florian Beer: In Illerrieden konzentrieren wir uns weiter auf unsere Produkte in den Bereichen Einpresstechnik, Niettechnik, Funktionselemente, Schrauben, DIN-Teile und Gewindeeinsätze – ergänzt um die passende Verarbeitungstechnik vom einfachen Handsetzgerät bis zu vollautomatischen Systemen, wir nennen das „System Sell“.
Der Standort Velbert wird als Kompetenzzentrum für Zeichnungsteile die bewährte Expertise weiter ausbauen. Hier erhält der Kunde Spezialschrauben aller Art sowie hochwertige Drehteile und Schraubenverbindungs-Elemente nach Vorgabe und Bedarf. Illerrieden und Velbert gewährleisten zusammen: Der Kunde erhält das Verbindungselement entweder aus unserem Produktsortiment oder als Zeichnungsteil – und weiß, dass es für ihn die beste und die kosteneffizienteste Lösung ist.
Dr. Frank Hilgers: Entscheidend für unsere Kunden ist ein klar sortiertes Produktsortiment hoher Qualität sowie genau definierte Kompetenzen und Services. Um der Frage zuvorzukommen, ob es mit dem Verschwinden der bekannten Namen „KVT-Fastening“ und „BRUMA“ zu Irritationen bei den Kunden kommt: Ich glaube nicht, denn im B2B-Business zählen Leistung und vertrauensvoller Kundenkontakt deutlich mehr als ein Brand.
Florian Beer: Auch wenn wir künftig Bossard Deutschland GmbH heißen, bleibt ja der bekannte und von unseren Kunden über viele Jahre geschätzte Kern von KVT-Fastening und BRUMA bestehen, nun ergänzt um Bossard-Produktangebot & Services.
Sehr geehrter Herr Dr. Hilgers, Sie sind ja auch Area Manager/CEO von Bossard North Europe. Die Bossard Gruppe selbst zählt über 2.500 Mitarbeiter an weltweit 80 Standorten. Die Fusion in Deutschland wurde von langer Hand geplant?
Dr. Frank Hilgers: Genau. Bossard hat vor rund zehn Jahren in den Standort Deutschland investiert, indem wir die KVT-Fastening GmbH übernommen haben. Wenig später wurde ebenfalls in Illerrieden zusätzlich die Bossard Deutschland GmbH etabliert, um den deutschen Bestands-Kunden von Bossard Schweiz einen Ansprechpartner im eigenen Land zur Verfügung zu stellen. Seit 2019 gehört die BRUMA Schraub- und Drehtechnik GmbH mit Sitz in Velbert ebenfalls zur Bossard Gruppe.
In diesen Jahren sind wir (nicht nur) in Deutschland überdurchschnittlich gewachsen. KVT-Fastening und BRUMA beweisen sich als sehr erfolgreiche Mitglieder der gesamten Gruppe – mit Kompetenzen, die in unserer globalen Organisationen multipliziert werden konnten. Die Fusion ist der konsequente nächste Schritt.
Die Fusion als nächster Schritt …
Dr. Frank Hilgers: … macht aus drei kleineren Firmen mit jeweils einseitigem Geschäftsmodell und schwächerer Logistik den „Leader in Proven Produktivity der Fastening Industry“. Das ist das Bossard-Ziel weltweit – und natürlich auch in einem so wichtigen Markt wie Deutschland. Die Bossard Deutschland GmbH hat im Bereich der Verbindungstechnik alles bzw. genau das, was der Kunde braucht – und was so hierzulande niemand sonst anbietet. Damit erhoffen wir uns im Markt ein noch stärkeres Wachstum mit noch zufriedeneren Kunden.
Die Bossard Gruppe hat dazu die Strategie 200 entwickelt.
Dr. Frank Hilgers: So ist es. Die Zahl „200“ rührt dabei vom Alter des Unternehmens her. Unter dem Leitbild „Together we create“ schaffen wir gemeinsam die Umgebung, mit der wir das Potential unserer Mitarbeiter*innen voll zur Geltung kommen lassen können. Unser genau definierter und intern verankerter Anspruch: Gemeinsam bringen wir bestmögliche Produktivität (Proven Productivity) und Nachhaltigkeit in jeden Montagebetrieb auf der ganzen Welt!
Die skalierbare Bossard Strategie 200 forciert auf der Basis unseres bewährten Geschäfts ein rentables, organisches und nachhaltiges Wachstum in unseren Schlüsselmärkten wie Automotive mit E-Mobilität, Maschinenbau, Medizintechnik, Transport und dem weiten Feld der Robotik.
Florian Beer: Die Schlüsselmärkte kommen nicht von ungefähr, denn: Together we create – mit unser „neuen geballten Kompetenz“ punkten wir besonders dort, wo höhere Anforderungen und neue Materialkombinationen die Verbindungstechnologie heraus- und immer neue technische Lösungen erfordern.
Weil wir es können. Sei es im Außendienst, im Produktmanagement oder im Business Development – wir haben in jedem Bereich echte Spezialisten mit technischer Expertise, die bei Produkten, Maschinen und Services wertvolle Unterstützung leisten können.
Neben „One Bossard“, Kundenfokus, „Together we create“, Innovationen und einigen mehr strategischen Initiativen gehört zur Strategie 200 auch die Digitalisierung als besonderer Motor.
Florian Beer: Es stimmt, dass wir hier sehr breit und intensiv vorgehen. U.a. verfolgen wir im Vertrieb und Marketing eine mutige Verlagerung auf digitale Lead-Generierung und versuchen generell digital die Art von Kundenansprache, Kunden und Geschäftsabschlüsse zu harmonisieren.
Dr. Frank Hilgers: Dazu bauen wir gerade an einer globalen, unternehmensweiten digitalen Betriebsplattform mit einem integrierten ERP- und CRM-System als Kernstück. Damit straffen wir unsere Abläufe und reduzieren Bürokratie – und machen uns fit für die Zukunft.
Apropos Zukunft: Nachhaltigkeit ist bei Bossard ebenfalls ein zentrales Anliegen.
Dr. Frank Hilgers: Das gehört bei einem Unternehmen, das im nächsten Jahrzehnt 200 Jahre alt wird und mit Daniel Bossard von einer Familie in siebter Generation geführt wird, fast automatisch zur DNA. Sich heute bereits um das morgen und übermorgen kümmern, hat bei Bossard eine sehr lange Tradition, weshalb die CO2-Neutralität in absehbarer Zeit natürlich ein wichtiges Ziel für uns ist. Ich darf hier auch mit etwas Stolz feststellen, dass unser Unternehmen trotz seiner 200 Jahre sehr agil ist – und wir jetzt anfangen, wirklich auf globaler Ebene zusammen und nachhaltig zu arbeiten. Da kenne ich kein anderes Unternehmen, das dies bisher so geschafft hat.
Werte Herren, zum Abschluss: Wenn Sie an den Fusionstag, den 1. März 2022 denken, welcher Gedanke kommt Ihnen dann spontan in den Sinn?
Dr. Frank Hilgers: Erfolg!
Florian Beer: Kraftakt, Teamarbeit und: Das ist erst der Anfang.
Fotos: Dr. Frank Hilgers und Florian Beer.
Mein Sohn möchte Verbindungstechniker werden. Daher ist es gut zu wissen, wie viel Potenzial für Effizienz in der Branche liegen. Ich denke, da hat er sich definitiv ein gutes Berufsfeld ausgesucht.